November-Gedanken – ja, was fällt mir dazu ein? Was bewegt mich? Die Nachrichten kann und will ich mir schon gar nicht mehr anhören: Überschwemmungen hier, Waldbrände dort, Krieg und Zerstörung, Auge um Auge, Zahn um Zahn – Nein, danke, bitte schnell auf einen anderen Sender geklickt.
Ja, Musik, das geht, das ist schon besser: Eine schöne, epische, orchestrale Nummer, die das Herz berührt! Echt schön, da geht’s mir doch gleich viel besser. Und auch noch der Text – wow, wer und was ist denn das für ein toller Song? ‚Despite Repeated Warnings‘ von Paul McCartney, klärt der Radio-Moderator auf und schiebt gleich auch noch einen Interview-Schnipsel hinterher, das er mit der Beatles-Legende geführt hat. „Ich war es leid, immer wieder zu hören, dass die Mächtigen nicht an die Ernsthaftigkeit des Klimawandels glauben, weil sie ihn für Schwindel halten und so schrieb ich den Song ‚Despite Repeated Warnings‘ für mein Album Egypt Station.“
„Trotz wiederholter Warnungen hören sie nicht zu“ – tja, das trifft’s leider perfekt, denn es ist höchste Zeit, endlich zu handeln, das forderten die Beatles in ‚Mother Nature’s son‘ ja schon in den 1960er Jahren. Obwohl Nachhaltigkeit und Umweltschutz schon seit langem große Themen sind, scheinen Dringlichkeit und Brisanz von ökologischen Belangen erst in jüngster Zeit so richtig ins Bewusstsein zu rücken. Indem Schüler und Studenten fürs Klima auf die Straße gehen, zeigen sie, dass auch der Jetzt-Generation sonnenklar ist, dass wir so nicht weitermachen dürfen und endlich handeln sollten.
Dass auch jeder Einzelne handeln kann und „etwas für den Planeten tut“, ist auch Paul McCartney sehr wichtig, wie Klaus Voormann zu berichten weiß, der nun auch zu Wort kommt.
Jetzt wird’s spannend, schließlich spricht hier kein geringerer als der sog. ‚5. Beatle‘, hat er doch auf einigen Beatles-Songs als Musiker mitgewirkt, als Grafiker die Cover von vier Beatles-Alben gestaltet, lebt in Tutzing und engagiert sich mit seiner Frau Christina aktiv für den Umweltschutz.
„Wichtige Botschaften“ so Voormann weiter, „erreichen die Menschen am besten durch die Musik“. Stimmt. Diese Weisheit setzt sich ja bei vielen Themen durch. Und so spielt der Radio-Moderator nach „Mother Nature’s son“ gleich noch ein paar weitere Beatles-Lieder „People Want Peace”,„Looking For Changes“, “Save the World”, “This One” und “Give Peace a Chance” ist natürlich auch dabei. Echt bewegend, sich auf diese Weise mit Natur, Klimawandel und Umweltzerstörung auseinanderzusetzen.
Da hat sich mein Radiosender-Hoping doch echt gelohnt: Hat sich doch dabei – so ganz nebenbei – eben auch noch herausgestellt, dass die ‚Beatles-Family‘ auch lokale BN-Kampagnen, wie z. B.„Bernrieder Vorsprung – Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See“, „Keine Fällung von zehn Linden bei Seeseiten“ oder „Keine neuen Gasbohrungen in Bayern“ unterstützt hat. Wow, welch tolles Engagement für eine nachhaltige Lebensweise!
Ihre Musik ist ohnehin schon das ‚Weltkulturerbe schlechthin‘, doch wenn – wie 2009 wohl geschehen – Sir Paul McCartney vor dem Parlament der Europäischen Union in Straßburg zum Tagesordnungspunkt ‚Globale Erwärmung und die Nahrungsmittelpolitik‘ als Hauptredner spricht und John Lennon’s ‚Imagine‘ zur Eröffnung der UN-Vollversammlung zum 70. Jahrestag der Vereinten Nationen von über hundert anwesenden Staats- und Regierungschefs gesungen und mit tosendem Applaus bedacht wird, dann sind aus den ´Vier Helden aus dem Pepperland´ neue Leitbilder mit Vorbild-Charakter für ein authentisch gelebtes Engagement für Umwelt, Gesellschaft und Weltfrieden geworden. Statt Bausparvertrag und eigenes Haus, ist die Suche nach dem Selbst von Bedeutung. Statt Konsumgesellschaft geht es um das Lebensgefühl und den Erhalt der Schöpfung und des Planeten.
Herbert J. Süßmeier am 30.10.2024
Der Autor hat 2021 über die Religiosität und Sozialkritik in den Songtexten der Beatles und Ex-Beatles der Beatles promoviert UND ist Mitglied im BUND Naturschutz Icking. Sein Buch ist spannend und gut lesbar, ein Muss für die soziologische und religionswissenschaftliche Analyse der 1960er Jahre, aber natürlich auch für Beatles-Forscher und Musik-Fans gleichermaßen. https://www.peterlang.com/document/1111679#