Icking schmeckt!

Dies ist der Name eines Projekts, welches gerade (Sommer / Herbst 2025) in Icking startet. Es darum, dass den Bürgerinnen und Bürgern das gemeinsame Anbauen, Pflegen + Ernten von Obst und Gemüse auf einer Gemeindefläche ermöglicht wird. Unter dem großen Oberbegriff „essbare Gemeinde“ bzw. „essbare Stadt“ gibt es in der Umgebung bereits einige derartige Initiativen, sie nennen sich „Haar zum Anbeißen“, „Gemeinschaftsgarten Buchenhain“ oder „essbares Garmisch-Partenkirchen“. Und nun also auch „Icking schmeckt!“

Das Tolle ist: Von der Gemeinde haben wir bereits einen wundenschönen Platz zur Verfügung gestellt bekommen, nämlich die Wiese am Fuchsbichl 2, oberhalb des Spielplatzes an der evangelischen Kirche. Wir beginnen mit 3 Hochbeeten – 2 große für die Großen und 1 kleines für Kinder. Hinter die Hochbeete legen wir eine Naschhecke mit leckeren Beeren an. Zwischen die beiden neu angepflanzten „Streuobstbäume“ kommt eine Bank. So kann man sich nach getanem Werk noch zusammensetzen und Gärntertipps austauschen, oder auch einfach nur so die Idylle genießen.

Was genau ist eine essbare Gemeinde?

Das ist gemeinschaftliches Gärtnern auf gemeinschaftlichem Grund, oder zumindest auf einem Grund, der für alle zugänglich ist. Dahinter steht die Idee, dass kleine oder größere brachliegende Flächen mit Nutzpflanzen, Beeren oder Obstbäumen bepflanzt werden. Jeder hilft mit und jeder darf ernten. Das organisiert sich natürlich nicht von selbst, sondern muss geplant werden.

Der Vorläufer begann in Todmorden im Norden Englands, einer ehemaligen Industriestadt (Tuchindustrie). Zwei „ganz gewöhnlichen“ Frauen, wie sie sich selbst vorstellten, nämlich Pam und Mary. waren nach einem Vortrag über den Klimawandel ergriffen. Hierin appellierte ein ehemaliger Rinderfarmer eindringlich, mit dieser Art Viehzucht aufzuhören. „Hören Sie auch auf, Blumen zu pflanzen, und ziehen Sie stattdessen lieber Gemüse“, meinte er. Der Funke sprang vor allem auf Pam und Mary über, letztere war die Kulturbeauftragte der Stadt. Die beiden Frauen begannen in Marys Vorgarten die Rosenstöcke auszugraben und an ihrer Stelle Grünkohl, Pfefferminze, Beerensträucher, Salat, Fenchel einzupflanzen. Dann stellten sie ein inzwischen oft fotografiertes Schild auf: „Essen zum Teilen“. Später haben sie sich den Straßenrand einer kaum begangenen Straße vorgenommen und ihn umgestaltet. Kleine Pflanzzellen entwickelten sich zu Gemüsebeetstraßen, und die wurden zu „essbaren Landschaften“. Pam und Mary ermunterten nämlich die Einwohner, es ihnen gleichzutun und überall in der Stadt Obst- und Gemüsebeete anzulegen, sie gemeinsam zu pflegen und die Ernte gratis miteinander zu teilen.

Von Todmorden in die ganze Welt

Pam und Mary trafen einen Nerv der Zeit, denn ihr Projekt wurde zur Grundlage einer internationalen Bewegung: Incredible Edible = unfassbar essbar. Das ist das, was in Deutschland unter dem Namen „essbare Gemeinde / Stadt“ läuft.

Die erste essbare Stadt in Deutschland ist Andernach. Im Jahr 2010, dem „Jahr der Biodiversität“, wurden hier entlang der alten Stadtmauer 101 Tomatensorten angebaut und beschildert, – initiiert von der Stadtverwaltung. Nach und nach lagerte sie die Zuständigkeiten für Unterhaltung und Pflege an die Bürgerinnen und Bürger aus. Inzwischen werden nicht nur Tomaten, sondern insgesamt Gemüse, Obst und Küchenkräuter angebaut, insbesondere seltene Arten und Sorten.

Laut einer Übersicht der Stadt Minden gibt es 63 Essbare-Stadt/Gemeinde-Projekte in Deutschland und 90 weitere, die in Planung oder zumindest angedacht sind.

Welchen Sinn soll das haben?

Icking schmeckt! ist zweifellos ein schönes Projekt, das die Flächen aufwertet und insektenfreundlich ist, denn es wird natürlich nichts Giftiges gespritzt! Darüber hinaus ist das Projekt dafür da, Gemeinschaft fördern. Beim gemeinsamen Gärtnern lernt man ganz nebenbei noch viel über Beetpflege, Aussaat und Gemüseanbau. Und die Ernte unterstützt das, was wir an Obst und Gemüse einkaufen. So hebt sich die typische Trennung zwischen Produzenten und Konsumenten auf: Die Bürger werden zu sogenannten „Prosumenten“, also Produzent und Verbraucher in einem.

Damit ist auch „Icking schmeckt!“ Teil des großen Konzepts der Postwachstumsökonomie, wie es uns Niko Paech im Januar 2025 in Dorfen erläutert hat. In Gemeinschaftsgärten werden regionale Produkte erzeugt, ohne lange Transportwege. Das Projekt dient zudem dazu, unsere kulturellen Fähigkeiten wiederzuerlangen, sie zumindest nicht zu vergessen. Es hilft auch, anderen Menschen, vor allem den Kindern und Jugendlichen, diese Kompetenzen zu vermitteln: Denn die Tomate wächst eben nicht in Plastikverpackung im Supermarkt heran, sondern braucht unsere Zuwendung und gärtnerische Kompetenz.

Icking schmeckt! ist also ein rundherum schönes und sinnvolles Projekt für Icking. Wer Interesse hat, darf sich gerne über mail@icking-online.de bei uns melden.

(c) Beatrice Wagner im Namen der Projektgruppe „Icking schmeckt!“

Foto: privat / BN Icking